Das Gutachten enthält einige Forderungen mit großer Sprengkraft.
Der Wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz legt ein neues Gutachten zur nachhaltigen Ernährung vor. Darin sind einige Forderungen mit großer Sprengkraft:
Deutschland sei eher ein Nachzügler in der Umsetzung konsumseitiger Steuerungsmaßnahmen. Zentrales Thema des Gutachtens ist eine faire Ernährungsumgebung zu gestalten. Heute wird diese Umgebung (Angebot, Werbung, Zugang zu Lebensmitteln) häufig von wirtschaftlichen Akteuren und deren Interessen gestaltet. Und wen wundert’s: Lebensmittel mit ungünstigen Nährwertprofilen stehen im Vordergrund des Marketings, weil hier die höchsten Renditen zu erzielen sind. Hier braucht es eine stärkere, politische Gestaltung der Ernährungsumgebung.
Wichtige Frage dabei: Darf das der Staat und wie stark darf er eingreifen ohne in eine „Ernährungsdiktatur“ abzudriften? Spannendes Ergebnis des Beirats: Ja der Staat sollte hier mehr gestalten, weil Ernährung in vielen Punkten keine individuelle Entscheidung mehr ist, sondern auch andere Menschen heute und auch in Zukunft beeinflusst (z.B. aus Sicht des Klimas).
Konkret empfiehlt das Gutachten
- eine Informationskampagne, um den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren.
- Die Mehrwertsteuerreduzierung für tierische Produkte solle abgeschafft
- und eine Verbrauchssteuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt werden.
- Gleichzeitig soll die Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf 5 % absinken
- und längerfristig eine Nachhaltigkeitssteuer auf alle Lebensmittel kommen.
Zu den weiteren Forderungen des Gutachtens gehören
- die Einführung einer hochwertigen, beitragsfreien Kita- und Schulverpflegung, um nachhaltiges Ernährungsverhalten und den sozialen Zusammenhalt bei gemeinsamen Essen zu fördern und Ernährungsbildung, die daran angeknüpft werden kann.
- Dabei soll auf eine verpflichtende Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Gemeinschaftseinrichtungen geachtet werden.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stimmte grundsätzlich den Ausführungen und Ergebnissen zu, machte aber auch in vielen Punkte die (scheinbare) Limitierung der Politik deutlich. So richtige Aufbruchstimmung, im Sinne neuer Anreize, konnte man bei ihr nicht erkennen. Mit dem (vermutlich keck gemeinten) Satz: „Ich löse keinen Beirat auf, Politik muss das Aushalten und sich damit auseinandersetzen.“ Können wir uns nicht sicher sein, was konkret mit dem Gutachten geschieht.
Auf jeden Fall schön zu sehen, dass auch die Wissenschaft, die das Bundesministerium berät, die Weichen für mehr pflanzenbetonte Ernährung gestellt sehen möchte. Wenn Du nicht auf Frau Klöckner warten möchtest, wir können Dir bei der Umstellung auf die vegane Ernährung helfen.