Wie haben sich unsere menschlichen Vorfahren ernährt?

Wenn wir wirklich kann vorne beginnen, müssten wir uns 88 Mio. Jahre anschauen, weil wir von den Primaten abstammen. Vor 5 Mio. Jahren trennen wir uns auf der Gattungslinie von unseren letzten heute noch lebenden Vorfahren, den Schimpanse und die Bonobos. Sie ernährten sich damals wie heute in erster Linie von Blättern und Früchten und wenig tierischem, wie z.B. Insekten, kleine Säugetiere oder Vögel.

In der Entwicklungslinie des Menschen entwickelte sich vor ca. 4 Mio. Jahren die Australopithecus-Spezies als einer unserer direkten Vorfahren, der bereits an den aufrechten Gang angepasst war, stumpfe Eckzähne hatte und teilweise noch auf Bäumen wohnte. Seine Ernährung war opportunistisch und nicht auf eine bestimmte Ernährungsweise spezialisiert. Aus seinem Speisezettel standen harte, faserige Pflanzenteilen, möglicherweise von Speicher- und Wurzelknollen (am ehesten mit Topinambur oder Süßkartoffeln vergleichbar) und wenig Tierisches.

Seit 1,5 Millionen Jahren hat sich dann die Gattung Homo ausgebildet, zu der auch wir als letzte ihrer Art zählen. Zwei Tatsachen haben den Menschen dabei enorm nach vorne gebracht: Werkzeuge aus Stein, was die Jagt sehr viel effizienter machte und die Kontrolle des Feuers, was zum ersten Mal gekochte Nahrung ermöglichte. Die Ernährung setzte sich zusammen aus energiearmer aber nährstoffreichen, pflanzlichen Lebensmitteln angereichert mit Fleisch und Knochenmark. Das Hirnvolumen war und wurde schon deutlich größer als bei seinen Vorgängern, was vermutlich durch eine erhöhte Energiezufuhr begünstigt / ermöglicht wurde. Dazu gibt es zwei Theorien: der erhöhter Fleischkonsum & gekochte Nahrung.

Sehr häufig wird die Steinzeit als Vorlage für uns und eine optimale gesunde Ernährung verwendet. Besonders natürlich die fleischhaltige Ernährung unserer Homo-Vorgänger. Dabei wird oft eines übersehen: Was die Menschen damals aßen, hatte den Fokus auf Überleben und (aus Sicht der Evolution) vor allem die Weitergabe der Gene.

Jedoch hat sich seither zu viel verändert, um uns direkt mit damals zu vergleichen:

• Früher lag der Fokus auf Überleben, Fortpflanzung und die bloße Weitergabe der Gene, denn der Evolution ist es egal wie alt man wird. Heute haben wir den Luxus, dass wir uns mit Langlebigkeit und Krankheitsprävention beschäftigen können, also mit Lebensqualität.
• So aßen die Menschen eben was sie hatten und das war bedingt durch Klima und regionale Gegebenheiten sehr unterschiedlich. Wir sind heute nicht mehr an Region oder Saison gebunden und erleben auch keine Nahrungsknappheit.
• Was auch noch dazu kommt, ist ein völlig anderer Tagesablauf: alles war auf Nahrungsbeschaffung ausgerichtet. 30 km Laufen pro Tag waren keine Seltenheit. Heute kommt ein durchschnittlicher Büroarbeiter kommt gerade mal auf etwa 1.500 Schritte, was nur einem knappen Kilometer entspricht.
• Und am Ende sind die Lebensmittel, die damals gegessen wurden, nicht die gleichen wie heute: reine Wildpflanzen (von denen heute vermutlich viele nicht mehr existieren), keine Züchtungen und kein hoher Verarbeitungsgrad, wie heute üblich.

Wenn wir überhaupt etwas aus unserer langen, menschlichen Entwicklungsgeschichte lernen können, dann, dass lange Zeit Pflanzen unsere Hauptnahrungsmittel waren. Tierische Produkte kamen erst sehr viel später dazu. So ist unsere eigene Ernährungsgeschichte nur ein Puzzleteil auf der Suche nach der optimalen, gesunden Ernährung. Spätestens aus ethischer, ökologischer und sozialer Sicht sollten wir jedoch mehr auf pflanzliche Lebensmittel auf unserem Teller achten.